Kleine
plattdeutsche Geschichten und Gedichte (in
ostfriesischem Plattdeutsch)
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Das Eis auf dem Galgentief ist fest! (Wörtliche Übersetzung der plattdeutschen Geschichte ins Hochdeutsche)
Der ganze Monat Dezember, mit Weihnachten, war vergangen und
auch das neue Jahr hatte schon angefangen und immer noch war von dem
Winter nichts festzustellen. Aber dann mit einem Mal kam der Frost
mit Macht. Zuerst zwei, drei Grad und dann ging es immer weiter
hinunter, bis es auf zehn Grad zu ging. Noch um Weihnachten herum
hörte man alte Leute sagen: „Wieder kein richtiger Winter,
wie man es von früher her kannte.“ Aber als es dann so
schnell so kalt wurde, war von den älteren Menschen draußen
niemand mehr zu sehen.
Ich ging schon mal auf den hinteren
Dachboden und holte unsere Schlittschuhe herunter. Ich hatte die
„Knochenbrecher“ von Hero, meinem älteren Bruder,
geerbt und Hero hatte zu Weihnachten neue Schlittschuhe bekommen.
Letztes Jahr musste ich mich noch mit den alten „Breinermoorers“
abquälen aber nun sah das schon ganz anders aus. Wichtig war
auch, dass meine Schuhe gut in Ordnung waren, die mussten viel
aushalten, weil diese Art Schlittschuhe ja noch unter die Schuhe
geschraubt werden mussten. „Na,“ fragte meine Mutter,
„willst du schon zum Galgentief?“ „Nein,“
sagte ich, „heute noch nicht, aber lange wird es wohl nicht
mehr dauern, bis das Eis fest ist, wir haben das an der Kante schon
einmal ausprobiert.“ „Sei bloß vorsichtig!“
sagte Mutter noch einmal, „sonst gibt es ein Unglück. Nur
das Einbrechen ist ja nicht ganz so schlimm, aber man kann leicht
unter das Eis gleiten!“ „Ja Mutter, ich weiß
Bescheid, ich passe auf,“ sagte ich. (Etwas altklug)
Unser
Opa musste mir die Schlittschuhe nochmal schleifen und ich durfte den
großen Schleifstein drehen.
Ich hatte auch
meinen Hockey-Stock vom letzten Jahr wiedergefunden, und nun musste
ich nur noch warten, bis das Galgentief fest war. Das war schwer
genug. Jeden Tag, wenn ich von der Schule kam, lief ich hin, um zu
sehen, ob schon jemand auf dem Eis war oder gewesen war. Dumme
Schnösel hatten hier und da ein paar Steine und Erdklumpen auf
das Eis geworfen aber von Schlittschuhspuren war leider noch nichts
zu sehen. Auch in der Schule wurde von nichts anderem mehr
gesprochen.
Eines
Tages, an einem Sonnabend, war es dann so weit. „Hast du 's
schon gehört? Das Galgentief ist fest!“ sagte einer zum
anderen. Nichts konnte uns mehr aufhalten. Alle Jungen und Mädchen
aus der Umgegend hatten keine Zeit mehr für die Schularbeiten
und auch fast keine Zeit mehr zum Mittagessen, es ging nur noch den
kürzesten Weg zum Galgentief. Auch unser Vater ging, in seiner
Mittagsstunde, mit uns, damit er sich selbst davon überzeugen
konnte, dass das Eis wirklich fest genug war. Es waren hier und da
sicherlich noch Stellen, die noch nicht sicher waren: Unter der
Kolkbrücke, zum Beispiel und unter der Eisenbahnbrücke oder
bei Doornkaat, wo immer warmes Wasser in das Galgentief abgelassen
wurde und stellenweise im Schilf. Das bekamen wir von unserem Vater
noch einmal deutlich gesagt aber wir hörten nur noch halb hin.
Zwei Hockeymannschaften wurden zusammengestellt und dann ging das den
ganzen Nachmittag hin und her. Du bekamst schon mal einen Schlag mit
dem Stock an den Kopf oder an 's Bein und das Hinfallen war nichts
Besonderes. Wichtig war nur, dass die Schuhe heil blieben. Abends,
wenn es dunkel wurde, kam auch Mutter mal vorbei, uns abzuholen. Von
selbst konnten wir kein Ende finden. Aber schon auf dem Wege noch
Hause kam das Stöhnen und Klagen: „Hier habe ich einen
blauen Fleck und dort tut es weh und ich habe sicherlich eine
Blutblase am Hacken!“ Wir waren ja die hohen Schuhe nicht
gewöhnt und meistens waren sie zu klein oder viel zu groß.
Alles das musste bis Sonntagmorgen genau untersucht, bepflastert und
repariert werden.
Für Sonntag, hatten wir besprochen,
wollten wir eine größere Schlittschuhtour machen. Über
's Eis zum Lütetsburger Wald, sollte es gehen. Aber meine
Eltern waren beide nicht so froh über den Plan und wir würden
die Erlaubnis nur bekommen, wenn ein oder zwei erwachsene Leute mit
dabei sein würden. Das war kein Problem, Onkel Karl und Elke
waren schnell davon überzeugt, dass sie mit uns mussten. Sie
hatten viel Spaß am Schlittschuhlaufen und freuten sich schon
auf den Ausflug.
Das ist eine schöne Schlittschuhtour
geworden: Wunderbares Wetter, nicht zu kalt und auch nicht zu warm,
das Eis spiegelglatt, alle meine Freunde waren mit unterwegs, kein
Unglück ist passiert und auch die Schlittschuhe und Schuhe haben
uns keine Sorgen bereitet. Erst etwa um acht Uhr, nachdem der Mond
uns den Weg schon zeigen musste, waren wir wieder zu Hause. Todmüde
schon, aber auch sehr glücklich und so manch einer sagte sich
beim Einschlafen:
„Hoffentlich bleibt das Eis noch
eine Weile so schön!“
Johannes de Vries
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Auch diese kleine Geschichte mit der Übersetzung soll besonders dem Kennenlernen der plattdeutschen Sprache dienen.
Lees un schriev ok Platt, dat lehrst du glatt!